04.12.2009

6. Sitzung - Der Mythos vom ersten Mord


Auf der Grundlage der Lektüre (H. Böhme: "Von Affen und Menschen. Zur Urgeschichte des Mordes") beschäftigen wir und mit dem Mord als anthropologische Konstante. Wie auch in 2001 gezeigt, ist Gewalt der Technik inhärent: können die Menschenaffen Knochen als Werkzeuge benutzen, beginnen sie, damit andere Tiere zur Nahrung, zur Abwehr und bald auch zu Zwecken der territorialen Konrtolle zu töten.
Bereits in der Bibel taucht der erste Mord auf: Nachdem Jahwe das Fleischopfer Abels, aber nicht das Getreideopfer Kains annimmt, erschlägt er den ersteren. Als Repräsentanten zweier rivalisierender Kulturen (Hirte und Ackerbauer) stehen sie hier am Beginn der innerartlichen Tötung.
Bei Freud geschieht der erste Mord aus sexueller Konkurrenz: das in dieser Hinsicht überlegene alpha-Männchen wird ermordet, woraufhin die empfundenen Schuldgefühle dazu führen, dass der Getötete fortan als Gott verehrt wird. Das Exogamiegebot hilft, in Zukunft Paarungskonflikte zu vermeiden, so dass nun lediglich Stammesfremde als Konkurrenz in Frage kommen. Im Opfermord wird Gewalt ritualisiert, die kathartische Wirkung trägt fortan zur Prävention von Gewalt bei.















In 2001 findet sich der vermutlich sauberste Mord der Filmgeschichte: die an HAL angeschlossenen, sich im Tiefschlaf befindlichen Besatzungsmitglieder werden von HAL einfach abgeschaltet, wie eine Maschine. Wir sehen keinen Todeskampf, kein Blut, der Tod wird lediglich durch die flatline markiert. Das vollends in die Maschine eingebettete Menschenleben endet wie das einer Maschine.


K

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