16.06.2009

7. Sitzung - Science Fiction vor "2001"


Für die Auseinandersetzung mit filmischer Science Fiction vor "2001" hat W. zahlreiche Materialien vorbereitet. In der gemeinsamen Sichtung von Filmausschnitten konturiert sich dabei das Genre in allgemeinen Zügen: Neben dem Motiv der Reise oder der Queste tritt auch filmästhetisch deutlich hervor, dass Science Fiction nicht so sehr ein Genre über Konflikte von in sozialen Relationen zueinander stehenden Subjekten, sondern vor allem ein objektbezogenes Genre ist, das sich in seinen verschiedenen Ausformungen und Konzeptionen mit dem Verhältnis des Menschen zu Technik und Technologie befasst und dabei spekulative Extrapolationen vornimmt. Fast allen Science-Fiction-Filmen eignet dabei die Verhandlung einer Differenz- und Alteritätserfahrung. Je nach Ambition des jeweiligen Films verhält sich dieser seriös-prognostizistisch (z.B. "Things to Come") oder naiv-"magisch" (z.B. "Flash Gordon"). Damit ist denn auch eine Grundierung des Genres erfasst, derer sich auch "2001" bedient.



Ästhetisch herrscht im Science-Fiction-Kino vor "2001" die Tendenz zur Kulisse vor. Spezialeffekte sind als solche ausgestellt und in ihrer Gemachtheit deutlich erkennbar.
In der kurzen, sich anschließenden Diskussion befassen wir uns vor allem mit dem pathetisch-utopischen Charakter von "2001" im Hinblick auf das vorangegangene und nachgekommene Genrekino. Die "Schubkraft" des SF-Kinos - hinaus ins All! - ist in "2001", wenngleich in deutlich abgeschwächter Form, noch immer spürbar, fehlt den folgenden Filmen aber fast völlig. Beispielhafte Filme wie "Soylent Green", "THX 1138" und "Logan's Run" befassen sich eher mit inneren Konflikten einer Gesellschaft, den Blick hinaus ins All wagt kaum mehr eine Produktion. Wir deuten dies nicht nur als Reaktion auf die erfolgreiche Mondlandung im Jahr 1969, sondern auch als Antwort auf die inneren sozialen Konflikte, die in den westlichen Industrienationen seit den späten 60er Jahren auftreten und ihre Spur auch in benachbarten Genres, wie etwa dem Horrorfilm, hinterlassen haben.


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